Weil in der letzten Zeit wirklich viel passiert ist und ich jetzt auch endlich mal ein paar Fakten habe zu meinem Leben hier, wird das jetzt wahrscheinlich ein bisschen viel zu lesen für euch:
Fortbewegung: Mein Fahrrad hatte die Angewohnheit alle 2 Minuten seine Kette abzuwerfen, also hatte ich irgendwann keine Lust mehr und lief dann zur Arbeit oder nahm den Bus (ich begegnete nämlich schon bellenden Straßenhunden zu Fuß und hatte keine Lust auf Tollwut). Da über Rosh HaShanah 3 Tage lang so ziemlich alles geschlossen war, musste ich mich noch gedulden. Jedenfalls ist jetzt mein Fahrrad endlich wieder straßentauglich! Das ganze hintere Rad war nämlich kaputt und musste ausgetauscht werden, das kostete mich 120 Shekel. Jetzt schnurrt es aber wieder schön und geht sogar noch leichter zu treten. Wenn dieses Fahrrad 5 Gänge hätte, dann war es vor der Reperatur so, als ob es permanent im vierten Gang hängt - kein Wunder, dass ich so geschiwtzt habe! Jetzt ist es eher so ein zweiter Gang und damit sehr angenehm bei den welligen Straßen. Man ist damit zwar nicht sonderlich schnell unterwegs, aber trotzdem manchmal sogar noch schneller zuhause als mit der Busverbindung.
Tanzen: Hier gibt es jetzt viel zu erzählen... Momentan bin ich in zwei Tanzstudios und kann ab Oktober insgesamt 5 Mal in der Woche trainieren. Das sind insgesamt dann 15 Stunden pro Woche ;)
Dex Dance Studio Profashional: Es liegt 20 Minuten mit dem Fahrrad von mir entfernt und die Kurse finden eher spät abends statt, der nächste Tag in der Arbeit ist deswegen immer etwas fies... Ich mache dort momentan eine Open Jazz Class mit wechselndem Dozenten jede Woche und eine Hip Hop Class bei einer Jurorin des HHI. Neben World Of Dance ist HHI mit der bedeutendste Tanzwettbewerb weltweit und nur die crème de la crème kommt weiter.
Ab Oktober gibt es noch einen zusätzlichen Trainingstag, das ist dann allerdings eine geschlossene Class und es wird für die große Abschlussshow trainiert.
Die anderen sind durchschnittlich 14-15 Jahre alt, aber es hat mich irgendwie ein bisschen an meine Anfangsjahre bei Dance Soulution erinnert. Alles total familiär und man wird sofort aufgenommen. Es waren auch alle am Anfang total aus dem Häuschen, dass sie jetzt eine "Ausländerin" bei sich haben und behandelten mich wie einen kleinen Exoten. Ich fühle mich da aber total wohl und freue mich auch, dass die Classes so ähnlich strukturiert sind wie im Allgäu. Allerdings muss ich hier noch sagen, dass bei Weitem nichts an die DS Hip Hop Stunden hinkommt, was Technik und die Vielfalt an Styles angeht ;)
Style Dance Studio: Ich muss nur 10 Minuten zu Fuß laufen und es besitzt in der größten Mall Rishons ein ganzes Stockwerk. Dementsprechend schön ist dann auch der Ausblick von der Ballettstange. Dort mache ich Hip Hop, Jazz, Ballett und Spitze. Ich bin dann jetzt auch im Competition Team und kann mit ihnen auf Wettkämpfe fahren. Sie haben erzählt, dass die in der Region, in Eilat und einer auch in Russland stattfinden - ich weiß aber noch nicht, ob ich da überall auch wirklich mitmachen kann. Das Jazz-Training ist übrigens sehr viel anders... Es ist sehr akrobatisch und leider auch oft ohne Musik, da achtet man dann aber mehr auf die korrekte und leise Ausführung der Übungen. Die Mädels sind durchschnittlich 2 Jahre jünger als ich, aber trainieren schon von klein auf ihre Rückenflexibilität, Räder, Handstand, Überschläge, etc... Da muss ich jetzt noch einiges aufholen, aber die Trainier sind alle total lieb und sehen auch, dass das nicht von heute auf morgen geht. Ich freue mich ziemlich über die neue Herausforderung und brauche auch diesen Ansporn gerade. Technisch ist das auch nochmal ein anderes Level: Für eine eher orientalische Choreographie haben wir letztens drei Fouettés in Flex-Attitude vorne mit Double Pirouette am Ende geübt - da komm ich ordentlich ins Schwitzen, aber ich hab's geschafft!
Ballett ist relativ gewohnt für mich und vor allem beim Spitzentraining bin ich über meine solide Basis froh. Obwohl sie erst vor 2 Monaten damit angefangen haben, machen sie jetzt schon wirklich komplizierte und mitunter gefährliche Übungen für Anfänger - ohne Training davor, hätte ich jetzt wahrscheinlich gebrochene Füße. Leider machen wir im Ballett keine Komibs in der Mitte, sondern nur reine Technik - das liegt wahrscheinlich an der russischen Lehrerin...
Um's kurz zu machen: Mit dem Tanzen bin ich sowohl zeitlich, physisch als auch finanziell ziemlich ausgelastet. Nichtsdestotrotz macht es super viel Spaß, ich lerne neue Leute kennen und kann mich bestimmt ziemlich verbessern!
Reisen: Zur Zeit sind wirklich viele Feiertage in Israel, an denen der Verkehr flach liegt und fast nichts geöffnet hat. Deswegen arbeite ich relativ viel und habe meine Chefin gebeten, mir dafür nächsten Monat 2 Wochen freizugeben, dass ich reisen kann. Ich freue mich wirklich schon riesig darauf und bin fleißig am Planen - es geht nämlich in die Westbank! Wie wild lese ich Blogs von anderen Travellern und stöbere noch nach Insider-Tipps - aber es gibt einfach so unglaublich viel dort zu machen.
Sonst habe ich es wirklich gut mit meiner Station getroffen, weil man mich eigentlich immer als helfende Unterstützung gebrauchen kann und ich auch an Shabbat arbeiten darf. Somit kann ich dann auch mal am Sonntag oder Montag Tagestrips unternehmen.
Hierbei sei noch angemerkt: Vorgestern bzw. gestern war Jom Kippur, einer der wichtigsten Feiertage im jüdischen Kalender. Es gelten alle Regeln des Shabbat und man muss auch den ganzen Tag fasten. Dementsprechend wenig Leute waren im Krankenhaus und nur eine Kollegin von mir, ein Neuankömmling auf der Station und ich assistierten den Krankenschwestern. Weil noch einiges zu tun war, entschied ich mich freiwillig eine Doppelschicht zu machen und arbeitete somit von 7 Uhr bis 22 Uhr abends... Zum Glück gab mir dann meine Chefin heute dafür frei :)
Geld: Nach viel Rumgerenne in Tel Aviv und Rishon habe ich jetzt endlich einen israelischen Bank Account. Keiner wusste so genau Bescheid, wo ich jetzt was für eine Art von Konto eröffnen kann und mit den ungünstigen Öffnungszeiten der Banken und den Feiertagen hat sich alles nochmal hinausgezögert... Hauptsache geschafft und ich bin jetzt wieder "flüssig". Als schwäbischer Sparfuchs konnte ich nämlich die erste Zeit ohne ausreichende finanzielle Rücklage nicht so ganz genießen und dachte immer nur ans Geld - das ist einfach eine gewisse Sicherheit, die ich hier brauche.
Zusammengefasst bin ich wirklich glücklich hier mit meinem Alltag und hab viel Freiraum, um mein Abenteuer Israel selber zu gestalten. Ich hätte nicht gedacht, dass ich tatsächlich so viele Möglichkeiten hier habe und bis jetzt doch eigentlich alles gut geklappt hat. Aller Anfang ist schwer, doch jetzt habe ich alles Elementare erledigt und kann mich nun so richtig in mein Israeljahr hineintreiben lassen...
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