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Zwischen asiatischen Reisegruppen und arabischen Teppichen

Man kann nicht behaupten, in Tel-Aviv gewesen zu sein, ohne Jaffa gesehen zu haben! In den alten und engen Gassen offenbart sich eine ganz andere Seite der sonst so jungen und hippen Stadt.

Jaffa ist eigentlich der Ursprung von Tel-Aviv und wurde bei der Entwicklung zur Großstadt vernachlässigt und nur noch ein Anhängsel. Außerdem findet man dort den ältesten Hafen in der Geschichtsschreibung, von hier soll sogar Jona losgefahren sein, bevor er vom Wal verschluckt wurde. Früher diente Jaffa auch als Tor für jüdische Einwanderer, heute ist es aber größtenteils arabisch geprägt. Die Juden brauchten neuen Siedlungsplatz und bildeten Viertel um Jaffa herum und zogen weg. Damit verlor dieser Teil Tel-Avivs auch sein wirtschaftliches Entwicklungspotenzial und ist seit 2011 unter dem "Rettungsschirm" der Development Organization.

Ich begann meinen Ausflug natürlich mal wieder mit einem leckeren Essen. Am Ende dieses Jahres muss irgendjemand dann natürlich Familie und Freunden sagen können, wo es den besten Hummus gibt ;) In Jaffa ist DIE Top-Adresse Ali Caravan, der Hummus war wirklich gut (preislich und geschmacklich). Das Highlight war das masbacha, eine Abwandlung von Hummus mit Kichererbsen-Stücken.

Wenn man durch die Gassen läuft, sieht man einige Touristen-Gruppen, die mir ein Schloss Neuschwanstein-Gefühl bereiteten... Jaffa muss man eigentlich eher wegen des Flairs und Gefühls in den Gassen besichtigen, aber ein Museum empfehle ich definitiv: Das Ilana-Goor-Museum. Sie ist bedeutendste israelische Künstlerin des 20. Jahrhunderts, obwohl sie nie ein Kunststudium absolviert hat. Ihre Ausstellungen haben es auch auf die weltweite Bühne (bis nach L.A.) geschafft und sie schuf die Skulpturen "Never Again" in Yad Vashem und "Woman in the Wind" im Charles Clore Park in Tel-Aviv. Das Museum befindet sich in ihrem früheren Haus in Jaffa und ist ein Kunstwerk für sich selbst. An den vielen heißen Tagen hier bietet das Steinhaus eine schöne Abkühlung, aber ihre Bilder und Skulpturen fand ich sehr aufwühlend und oft komisch. Man hat aber auch einen fantastischen Blick über das Stadtviertel und auf das Meer! Die Kunstwerke sind wirklich vielfältig, allerdings musste ich über das Zimmer mit den vielen christlichen Motiven staunen...

 

Es gab auch noch einige sehenswerte Plätze, bevor man sich so richtig auf das Altstadt-Getümmel einlässt: Der bekannte Uhrenturm, die HaPisgah-Gärten mit Wunschbrücke, der Kikar Kedumim-Platz und die Peterskirche (wenn sie geöffnet wäre...) sind äußerst hübsche Fotomotive. Es hat mich aber etwas Mühe gekostet, sie ohne Gruppentourismus zu fotographieren.

Mein persönliches Highlight in Jaffa ist definitiv der Flohmarkt und die vielen schnuckeligen Gassen drumherum. Für einen kleinen kulinarischen Zwischenstopp empfehle ich unbedingt das Café Puaa. Man sitzt gemütlich und sehr heimelig in einer Nebengasse mit Blick auf Boutiquen, die Einrichtung ist sehr schön und das Essen richtig lecker! Ich hatte Challah-Bread French Toast mit Halva-Soße, Dattel-Zimt-Kompott, Gvina (Joghurt-Frischkäse) und Obstsalat - oder kurz: Einen Frühstücksteller Israel bitte!

Die neuen Boutiquen und Cafés werden oft von jungen Leuten betrieben und erinnerten mich etwas an Schwabing in München. Dann kam allerdings der bekannte Flohmarkt (shuk ha-pishpeshim) und auf einmal war ich in Arabien gelandet. Überall Teppiche, schreinde Händler, Kaftane, Schmuck etc... Ich liebe die Unordnung auf solchen Märkten und die ganzen kleinen Schmuckstücke, die man beim Bummeln finden kann. Auf der Suche nach etwas für die Wohnung blieb ich an einem Laden mit schönen Teppichen stehen und fragte interessehalber nach dem Preis. Der Händler gab mir nach einem Stirnrunzeln wegen des hohen Preises sofort einen Nachlass und ich hatte gar keine Zeit zu überlegen, ob ich den Teppich will oder nicht. Von jetzt auf gleich hatte ich also bezahlt und eine Tüte mit einem richtig schönen originalen Araber-Teppich in der Hand (bei 150 Shekel beschwere ich mich da nicht).

Etwas später wurde ich dann noch in den Tiefen des Marktes in einem traditionell-jüdischen Bekleidungsgeschäft fündig. Für meine Palästina-Reise wollte ich mir noch einen angemessenen Kaftan kaufen und die Auswahl war wirklich groß! Dieses Kleidungsstück hat mehrere Vorteile: Hoffentlich keine schrägen Blicke wegen unbedeckter Haut, Sonnenschutz, Taschen in einem Kleid und vor allem sehr bequem!

Zur Abrundung nahm ich als Geburtstagsgeschenk für meine Mitbewohnerin Élodie noch arabisches Gebäck Said Abu Elafia & Sons mit. Das Angebot ist riesig und man kann auch immer probieren, den Laden erkennt man an der Menschenmasse die hungrig in die Vitrinen starrt... Das Pistazien-Baklva ist himmlisch!

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