Ich wollte nicht nur eine City-Tour machen, sondern auch mal etwas in die Natur raus. In meinem Reiseführer habe ich dann den Megiddo National Park gefunden und fand es irgendwie cool sagen zu: "Ich war in Armageddon". ;)
Megiddo bzw. Armageddon wird in der Offenbarung (letztes Buch des Neuen Testaments) als der Ort der Apokalypse beschrieben. Leider ist dieser schöne Fleck in Israel schlecht mit dem öffentlichen Verkehr angebunden. Von Tel Aviv fährt ab und an ein Bus nach Afula, der dann an der Megiddo Junction hält. Von dort aus wirds aber schwer, weil selten Busse vorbeikommen und man fast immer in Afula umsteigen muss. Außerdem halten manche Busfahrer auch nicht an den Haltestellen... Aber glücklicherweise gibt es auch sehr viele Fahrer die hiflslose junge Israelreisende mitnimmt. :)
Ich bin also um halb 5 Uhr aufgestanden und nach Tel Aviv zum ZOB gefahren. Kleine Vorwarnung an alle zukünftigen Reisenden: Der ZOB ist mehrstöckig und sehr verwirrend aufgebaut, außerdem gibt es auch noch ein ganz kleines Terminal der Egged-Busse im 7.Stock (sonst sind ALLE im 6. Stock). Als ich gerade auf den Bus gewartet hab, kam ein Sherut-Fahrer zu mir und fragte mich, ob ich denn Richtung Afula unterwegs bin. Für die Fahrt nach Megiddo verlangte er nur 27 NIS, das ist eigentlich genauso teuer wie der Bus und im Sherut wird mir wenigstens nicht schlecht (im Bus schon). Auf der Fahrt bin ich fast eingeschlafen und dann um halb 8 an der Megiddo Junction aus dem Sherut getorkelt. Die Morgenluft weckte mich zum Glück auf und bei dem Weg zum National Park musste ich auch aufpassen. Die Haltestelle ist nämlich direkt am Highway und man muss neben der Straße auf dem schmalen Seitenstreifen eine knappe halbe Stunde dorthin laufen. Das war nicht ganz ungefährlich, aber mittlerweile habe ich mich an das Laufen auf stark befahrenen Straßen gewöhnt...
Typisch deutsch war ich natürlich 5 Minuten vor der Öffnung des Besucherzentrums dort. Der Eintritt kostet wie in fast allen National Parks 27 NIS, aber ich kaufte mir gleich ein Jahresticket für alle Parks. Der Besuch beginnt mit einem Einführungsfilm über Megiddo und es gibt noch ein kleines Museum dazu. In der Früh ist es noch ziemlich menschenleer gewesen und man kann angenehm die einzelnen Überreste anschauen. Ehrlich gesagt hätte ich ohne die Erklärungen auf meiner Site Map nicht viel erkannt, aber archäologisch war es ziemlich interessant. Ich hatte sogar noch das Glück einen Fuchs zu entdecken, also auch noch Wildlife-Beobachtung an diesem Tag.
Der Tel Megiddo ("Megiddo-Hügel") hat 26 verschiedene Geschichtsperioden erlebt und war Schauplatz vieler Schlachten. Man kann vom Tel auf das Schlachtfeld des Thutmosis III. (1468 v.Chr.) herunterblicken, wo auch eine Schlacht im israelisch-arabischen Krieg stattfand. Außerdem war Megiddo auch noch lange eine wichtige Handelsstadt der Ägypter und konnte erst (wahrscheinlich) von König David erobert werden. Dessen Sohn Salomo machte die Stadt dann zu einem Juwel seines Königreiches und bestätigte ihre Wichtigkeit über Jahrhunderte hinweg auch als Handelsstadt.
Beim 1,5-stündigen Rundgang sieht man sich alte Tempelüberreste, Pferdestall-Anlagen und Stadtviertel an. Am Ende kann man noch durch den unterirdischen Wassertunnel gehen, der früher die Stadt mit Wasser versorgte - Megiddo liegt nämlich (für israelische Verhältnisse) relativ weit weg vom Meer.
Danach machte ich mich auf den Weg nach Nazareth, das war ganz schön komliziert... Der erste Bus fuhr an mir vorbei, der zweite Busfahrer meinte dann, dass er gar nicht nach Afula fährt (wo ich umsteigen muss). Er war dann aber so nett und setzte mich an der Central Station dort ab und fragt nochmal extra nach, ob denn auch wirklich alles gut sei. Mit zwei weiteren Bussen fuhr ich dann in die Altstadt von Nazareth, dort gibt keinen richtigen Busbahnhof, sondern alles tummelt sich an der Hauptstrasse - Verkehrschaos!
Ich machte mich dann zur Verkuendigungskirche auf und die ist wirklich ein Schmuckstueck! In einem abgesenkten und runden Gebetsraum finden Pilgergruppen Platz fuer das gemeinsame Gebet. Die Fenster und die eher schlichte Einrichtung fand ich sehr schön und besinnlich. Draussen auf dem Vorhof findet man Gemälde aus fast allen Ländern der Welt und die vielen katholischen Pilger vermittelten mir auch irgendwie wieder ein Heimatgefuehl.
Neben der Kirche befindet sich noch eine schöne Gartenanlage mit der Josephskirche, auch die ist wieder sehr einladend gestaltet. Nazareth ist der erste Pilgerort, den ich in meinem Israeljahr besuchte, und bei den ganzen Pilgermassen nimmt erst die Bedeutung dieses Landes wirklich wahr. In Tel Aviv merkt man nämlich nicht so viel von der "Heiliges-Land"-Stimmung. In dem kleinen Souvenir Shop gab es sogar Heilige Erde zu kaufen, irgendwie komisch fuer etwas, das nur auf dem Boden liegt, Geld auszugeben... Aber auch wieder verständlich.
Nazareth ist heute die grösste arabische Stadt Israels und auch alle Werbeanzeigen oder Radios in Autos und Bussen sind auf Arabisch. Es war komisch fuer mich die Anschriften nicht lesen zu können und ich traute mich auch nicht wirklich Hebräisch zu sprechen - vielleicht fuehlen sich dann die Araber angegriffen oder gekränkt, wer weiss.... Ich bin bei sowas immer uebervorsichtig...
Danach zog ich noch durch die Gassen und konnte ein paar nette Schnappschuesse machen - der Suk ist uebrigens wirklich huebsch und fuer meinen Besuch in der Weissen Moschee kaufte ich mir noch schnell einen Schaal (10 Shekel). Ich kam noch an der Synagogenkirche vorbei (geschlossen und etwas versteckt gelegen) und wollte auch eigentlich die Höhle der 40 Mönche ansehen - geschlossen.
Dann also weiter zur Griechisch-orthodoxen Verkuendigungskriche - das ganze Gold, die Verzierungen und Ikonen erschlugen mich fast. In so einer Kirche kann ich mich irgendwie nicht wohl fuehlen, weil ich fuer mich selber dort nicht wirklich Raum finde. Dort befindet sich auch in der Grotte Nazareths einzige ganzjährige Quelle. Wenn man die Stufen am Platz hinunter geht kommt man zur Hauptstrasse, wo man dann auch das bekannte Alte Badehaus findet. Ich hätte es wirklich gerne besichtigt, aber es gab keine geplante Gruppenfuehrung. Die 120 Shekel fuer eine Privatfuehrung waren mir dann doch zu teuer.
Es war bereits Nachmittag und mein Magen knurrte... Heute habe ich mir dann mal etwas in einem richtigen Restaurant gegönnt: Muhammar. Es ist eine arabische Pizza mit Hähnchen, Pinienkernen und Zwiebeln. War auch ganz lecker, aber das Restaurant Tishreen ist nicht immer billig.
Auf dem Weg zum Bus stoppte ich noch im Center International Marie de Nazareth. Es wird von Franzosen betrieben und bietet einen Film ueber das biblische Israel und eine kleine Kapelle mit Blick ueber die Stadt. Fuer den Film hatte ich keine Zeit, aber der Ausblick ist wirklich fantastisch!
Die Suche nach dem Bus gestaltete sich etwas schwierig und zum Glueck hab ich Google Maps! Beinahe wäre der Busfahrer vorbeigefahren, hätte ich ihn nicht eindringlich zu mir gewinkt... So laufen die Sachen hier.
Nach zwei Mal umsteigen und knapp 3 Stunden später war ich dann endlich wieder zuhause angekommen und ziemlich platt... Aber es lohnt sich definitiv!
PS.: Manche Umlaute musste ich umschreiben, weil die arabische Tastatur im Hostel in Jerusalem es nicht anders zuliess. Hoffentlich stört es nicht allzu sehr euren Lesekomfort. ;)
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