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Die Stadt mit allem

Von Tel-Aviv fährt eigentlich immer ein recht zügiger Zug Richtung Haifa, doch ich hatte nicht so viel Glück... Es gab Probleme mit der Lok und ich musste zweimal umsteigen und habe mit dem Bummel-Zug alle kleinen Ortschaften abgeklappert und bin nach gut 2 Stunden (sonst 1h) in Haifa angekommen.

Das absolute Must-See sind definitv die Bahai-Gärten! Mehrmals täglich finden dort geführte Touren statt auf verschiedenen Sprachen (Hebräisch, Englisch, Russisch) und sind wirklich informativ. Die Gärten sind an dem sehr steilen Carmel-Berg angelegt und dreigeteilt. Den unteren Teil kann man normal besichtigen, im mittleren Teil befindet sich der Bahai-Tempel (ziemlich eingeschränkte Öffnungszeiten) und der oberste Teil ist nur für Führungen geöffnet. 

Natürlich stand ich anfangs ganz unten und war etwas spät dran - entgegen dem Rat des Personals am untersten Garten lief ich den Berg nach oben. Andere (normale) Touristen nehmen natürlich Bus oder Taxi, ich entschied mich wie so oft für die sportliche Variante. Sehr verschwitzt, aber gerade noch rechtzeitig bin ich oben angekommen und konnte die kostenlose Tour machen!

 

Die Führung fand ich persönlich sehr interessant und sonst kommt man auch nicht in die oberen Gärten. Die Bahai Gärten bestehen nämlich aus drei Teilen und sind steil am Berg Carmel gelegen. Im mittleren Garten liegt der Schrein des Bab bzw. des Religionsstiffter Baha'ullah. Mittlerweile findet diese Religion circa 8 Millionen Anhänger. Worum geht es da aber eigentlich? Der Tour-Guide hat es folgendermaßen dargestellt:

Das größte Ziel ist der Weltfriede und diese Religionsgruppe ist gegenüber anderen Religionen komplett aufgeschlossen. Niemand wird diskriminiert und wenn sich jemand zum Austritt entscheiden sollte, dann muss er auch keinen sozialen Verstoß fürchten (wie bei den Zeugen Jehovas beispielsweise). Sie sehen nämlich die Welt als großes Gesamtkonzept und die drei großen monotheistischen Religionen seien sich letztendlich nicht so unähnlich...

Zusätzlich ist auch die Natur und göttliche Schöpfung ein zentraler Bestandteil. Deswegen wurden die Gärten als Denkmal auch am Carmel-Berg angelegt ("Weinberg Gottes"), die Anlege ist extrem gepflegt, es brennt immer Licht (entspricht Lebensfreude) und von oben bis unten fließt auch immer Wasser (Kreislauf der Natur).

Ich war wirklich begeistert von dieser Weltansicht, aber im Internet findet man auch schnell kritische Meinungen - ich bin mir also nicht so sicher, ob die Tour versucht hat objektiv zu sein.

Ansonsten gibt es in Haifa keine außergewöhnlich wichtigen Attraktionen mehr... Natürlich gibt es Museen und Galerien, aber nichts von der Bedeutung wie Tate Modern in London oder das Pergamonmuseum in Berlin. Die Stadt versprüht aber einen bestimmten Vibe, wenn man durch die Straßen läuft. Ich fand vor allem die Masada Street mit den vielen kleinen Shops cool und natürlich das arabische Viertel Wadi Nisnas. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich in Israel fehl am Platz bin, weil mich die arabische Kultur viel mehr reizt als die jüdisch-israelische...

Auf dem Weg zum Stella Maris Kloster (natürlich ging es bergauf) bin ich noch am Skulpturengarten der Künstlerin Ursula Malbin vorbeigekommen. Es werden Situationen aus dem ganz alltäglichen Leben dargestellt, die so in diesem Park geschehen könnten. Außerdem hat man noch einen guten Ausblick auf die Stadt und am späten Nachmittag war ich auch ganz alleine im Park - bis auf die Skulpturen natürlich, die mir Gesellschaft leisteten.

Abschließend habe ich mir noch die Kirche des Stella Maris-Klosters angeschaut und war eigentlich auf der Suche nach der Elijas-Höhle. Ich habe sie irgendwie nicht gefunden, obwohl ein Wegweiser auf einen Weg bergab zeigte... Nun gut, so schloss ich meinen Tag in Haifa wenigstens mit einem schönen Blick auf den Sonnenuntergang ab.

 

Aber warum ist Haifa jetzt eigentlich die Stadt mit allem? Für mich ist das ganz einfach: Wunderschönen Strand, grüne Berge, verschiedene Kulturen (christlich, arabisch, jüdisch, Bahai...) und belebten Gassen.

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