Im März kamen mich mein Bruder und eine Freundin besuchen, ich führte sich an einzelnen Tagen in Tel Aviv und Jerusalem herum, aber zum Abschluss ihrer Reise wollten wir gemeinsam nach Südjordanien fahren.
Meine Anreise war ein ziemlicher Kraftakt... Eigentlich hätte ich ein zweitägiges Seminar in Tamra (arabisches Dorf bei Haifa) gehabt. Ich konnte aber nur einen Tag bleiben, übernachtete bei der sehr netten Gastfamilie und brach am 15. März morgens um 6.30 Uhr bei Regen auf. Zuerst den Bus zur Busstation in Haifa, von dort nach Jerusalem und dann den Direktbus nach Eilat. Auf der Strecke stiegen meine beiden Gäste in Masada ein und wir fuhren dann zusammen bis Eilat. Um 15.30 Uhr war ich sehr froh die Fahrt gut überstanden zu haben und endlich etwas Sonne zu sehen.
Wir hatten auch nur einen Tag in Eilat, liefen ein bisschen in der Stadt herum und gingen abends noch in ein sehr gutes Fischrestaurant, das nur ungefähr 3 km von der ägyptischen Grenze entfernt ist.
Eilat ist auch eine etwas komische israelische Stadt, da man keine Altstadt findet, alles mit Hotels und Restaurants zugemauert ist und jeder nur für den Urlaub herkommt. Außerdem kann man In circa 10 Auto-Minuten vom Stadtzentrum aus entweder an der ägyptischen oder jordanischen Grenze stehen. Und man will es bei dem Blick auf die Weltkarte nicht für möglich halten, aber Israel hat in Eilat gute 10 km Küste am Roten Meer.
Am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen und fuhren mit dem Taxi (ca. 40 NIS) zur Grenze, die freitags leider erst um 8 Uhr öffnet. Wie einige andere Touristen bezahlten wir die Exit Fee (100 NIS + 5 NIS Bearbeitungsgebühr / Person) und holten die Ausreisekarte. Bei mir war das alles etwas komplizierter... Da ich in den nächsten Monaten oft in andere Länder reisen werde, will ich mir die lästigen 90 NIS für das Reentry Volunteer Visa sparen und ab jetzt nur noch als Tourist (jeweils 3 Monate Visum) reisen. Das haben die Grenzbeamten aber nicht ganz verstanden und mich circa 15 Minuten aufgehalten. Schließlich durfte ich ausreisen und sie meinten, dass ich bei meiner nächsten Einreise ein Touristenvisum bekommen würde. Außerdem tauschten wir auch noch Geld, da wir in Eilat keine gute Wechselstube gefunden hatten. Die Gebühren an der Grenze sind aber schrecklich - ich würde es definitiv nicht weiterempfehlen!
Auf der jordanischen Seite war das wesentlich entspannter: Der erste Beamte winkte uns schon zu und meinte "Welcome to Jordan, welcome!!". Wir wurden schnell eingestempelt und bekamen einen Zettel, auf dem ein Besuch in Petra abgestempelt wird und uns Visumskosten erspart. An der südlichen Grenze ist das Visum dann kostenlos, wenn man mindestens drei Nächte in Jordanien verbringt und Petra besichtigt.
Hinter der Grenze wartete dann ein Taxifahrer auf uns, den unsere Tourist-Guides für Wadi Rum geschickt hatten. Die nächste Stunde fuhren wir auf dem Highway durch die Wüste und kamen dann endlich im Nationalpark Wadi Rum an.
Wir hatten bei Wadi Rum Magic Tours eine Wüstentour mit dem Jeep und eine Nacht im Bedouinen-Camp gebucht. Da wir zu dritt waren hat jeder 55 JD gezahlt ( ca. 70€) und 3 Mahlzeiten waren auch beinhaltet. Wir wurden in Wadi Rum Village mit einem beduinischen Tee (Schwarztee, Minze oder andere Gewürze, Zucker) begrüßt ehe wir in die Wüste aufbrachen. Zusammen mit zwei Italienern erkundeten wir verschiedene Sehenswürdigkeiten wie den Lawrence Spring (kleine Quelle im Gestein), rote Sanddünen, Felsenbrücken, nabatäische Inschriften und einen Canyon. Zwischendurch konnte man an den einzelnen Sights in den Zelten Tee trinken und sich im Schatten ausruhen. Es war sehr sonnig, aber wegen des Windes auch nicht wirklich heiß. Erst abends für den Sonnenuntergang wurde es ziemlich frisch...
Für mich ist das Einzigartige an Wadi Rum die Kombination aus dem roten Sand und dann die plötzlich auftauchenden Gesteinsformationen. Das sind nicht nur kleine Hügel sondern richtige Berge! Ich finde diese Abwechslung und Vielfalt so faszinierend, man weiß nie, was man hinter der nächsten Kurve sieht.
Abends im Beduinencamp angekommen brachten wir alle Sachen in unsere Hütte und warteten im Gemeinschaftszelt am Feuer und mit Tee gespannt auf das Abendessen. Schon 2 Stunden vorher haben sie Hühnchen, Kartoffeln und Gemüse in einem Ofen in der Erde vergraben. Alles wird auf eine Art Gestell aufgeschichtet, mit Alufolie gut abgedeckt, auf ein kleines Feuer tief im Boden gestellt, mit einem großen Deckel abgedichtet und mit Erde zugeschüttet. Die Beduinenküche ist also nichts für ein Last-Minute-Gericht! Dazu gab es noch eine Auswahl an Salaten, Reis, Brot und als Nachtisch noch Baklava. Wir haben uns richtig voll gegessen und wären danach fast aus dem Zelt gerollt - man gönnt sich ja sonst nichts im Urlaub. ;)
Mit den anderen Reisenden und den Tour-Guides unterhielten wir uns abends am Feuer noch sehr nett. Einer war mit einer Französin verheiratet gewesen, ein anderer meinte mehrere Frauen zu haben und man merkte, dass das Leben in der Wüste eine andere Lebenseinstellung mit sich bringt. Ich bin mir auch nicht ganz sicher inwieweit die Guides in Wadi Rum Village ansässig sind und ob sie tatsächlich nur für Touristen das lange Beduinengewand tragen und sich den Kuffiyah umbinden. Auf meinen späteren Reisen in Jordanien habe ich in kleinen abgelegenen Dörfern die Einheimischen aber tatsächlich mit dieser Alltagskleidung gesehen.
Nachts wurde es dann frisch und über die warmen Decken in unserer Hütte waren wir äußerst froh. Am nächsten Morgen um 7 Uhr wartete beim Frühstück schon wieder ein Festmahl auf uns: Brot, Eier, spezieller Frischkäse, Hummus, Zaatar, Marmelade, Kuchen, etc... Wir wurden dann mit dem Jeep zurück nach Wadi Rum Village gefahren und warteten dort auf den Bus nach Petra. Der hatte ein bisschen Verspätung (eigentlich gibt eh keinen Fahrplan) und klapperte einmal jede Ecke des Dorfes ab. Dadurch verzögerte sich die gesamte Fahrt natürlich und erst mittags kamen wir in Wadi Musa (Dorf bei Petra) an. Es war aber sehr gut, dass es in dem Bus einen englischsprachigen Koordinator gab, der einem das Gefühl gab nicht ganz verloren zu sein. Jordanien hat in den letzten Jahren sehr viel in Tourismus investiert und die Leute erkannten, dass man durch so eine Struktur den Reisenden Sicherheit gibt und immer mehr Leute anlockt.
Wir checkten mittags im Orient Gate Hotel ein und lernten schon den äußerst netten (und etwas skurrilen) Mitarbeiter Omar kennen. Schon in den ersten paar Minuten sagt er mindestens dreimal "Welcome to Jordan!". Er bot uns an, abends tradtionelles jordanisches Essen für insgesamt 12 JD auf das Zimmer zu bringen. Da wir uns nicht weiter wegen Restaurants verkopfen wollten, sagten wir zu und zogen nach Petra los. In gut 20 Minuten waren wir bis zum Eingang gelaufen und begannen die erste Tour in der antiken nabatäischen Stadt. Wir entschieden uns für ein 2-Tages-Ticket für jeweils 55 JD, so viel habe ich auch noch nie an Eintritt für eine Ausgrabungsstätte gezahlt.
Das Wetter war nicht so toll, sehr windig, leicht kalt und es hat nach Regen ausgeschaut. Wir liefen in den Besuchermassen und zwischen den Touristen-Pferdekutschen den 1,2 km langen Siq entlang. Das ist der schmale Weg durch den Canyon, der direkt zur weltberühmten Schatzkammer und weiter zur antiken Stadt führt. Nicht nur diese Schatzkammer, sondern ganz Petra hat starke römische und hellenistische Einschläge in der Architektur. Das Wahrzeichen Petras ist eigentlich ein Mausoleum für den König Arteas III und nicht die Schatzkammer eines ägyptischen Pharaos. Diese Geschichte ist letztlich nur ein Mythos, der schon in alten Zeiten viele Leute nach Petra gelockt hat. Der Schatz soll in der Kuppel versteckt gewesen sein und man sieht noch die Einschusslöcher von früheren Schatzjägern.
Bei der weiteren Stadterkundung sahen wir noch das Theater und die weiteren "Royal Tombs". Diese sind im gleichen Baustil wie die Schatzkammer gebaut und natürlich auch in den Stein gemeißelt. Petra wird ja auch oft die rote Stadt genannt wegen des farbigen Gesteins. Man entdeckt aber alle möglichen Farben, die in einzelnen abgebrochenen Stücken in unzählig vielen verschiedenen Kombinationen übereinander geschichtet sind. Für uns ist Petra eher die bunte Stadt und ein faszinierendes architektonisches Meisterwerk. Der Weg entlang der Royal Tombs führt noch weiter zu einem beliebten Aussichtspunkt, von dem man auf die Schatzkammer von oben hinunterschauen kann. Einige Fremdenführer in Petra meinten, dass nur sie diesen speziellen Weg wüssten und man sonst nicht hinkommt. Dafür verlangten sie dann auch noch 30 JD - das Geld kann man sich mit ein wenig Verstand und einem Blick auf den Übersichtsplan Petras auch sparen.
Dann machten wir uns auch schon auf den Rückweg, da das Gelände um 17 Uhr schließt. Zurück im Hotel freuten wir uns sehr über den Essensservice und genossen Hähnchen mit fantastischem Gewürzreis, Falafel, Manakeesh (gefülltes Fladenbrot), Motubal (Auberginendip), Ful (Saubohnenpaste), Salat und Suppe. Später am Abend brachte er uns noch eine Obstplatte und ein bisschen Marmelade für das Frühstück am nächsten Morgen. Jedes Mal beim Verlassen unseres Zimmer sagte er "And welcome to Jordan" - das ist jetzt ein Running Gag bei uns dreien.
Der nächste Tag startete früh morgens und um kurz vor 7 Uhr waren wir wieder in der antiken Stadt. Diesmal glücklicherweise fast leer und somit optimal für schöne Fotos. Entlang der Fassadenstraße drangen wir in den hinteren Teil der Stadt ein. Ich persönlich hätte keinen so hellenistische Tempelanlage im Nahen Osten vermutet. Aber das musste ich ja auch schon in Israel feststellen: Die Römer haben fast überall ihre Spuren hinterlassen!
Ein steiler Weg führte noch weiter nach oben zum sogenannten Kloster. Der Name rührt eigentlich auch nur von einem eingeritzten Kreuz an der Innenwand. Man vermutet, dass dieses Grab in der byzantinischen Zeit als Kirche zweckentfremdet wurde. Das Kloster ist auch relativ hoch gelegen, sodass es noch einige schöne Aussichtspunkte in der Umgebung gibt.
Nach dem Abstieg schauten wir uns noch die byzantinische Kirche an, in der zu unserer Verwunderung eine französische Reisegruppe einen Gottesdienst mitten in den Ruinen abhielt. In Israel hat ja so ziemlich jede Kirche einen Jesus-Bezug, aber in Petra?!
Der letzte Programmpunkt war dann der "High Place of Sacrifice". Ein kleiner Wanderweg führte südlich an der Stadt vorbei zum Opferplatz. Dabei nahmen wir auch die schöne Natur wahr und der Petra-Besuch ist eine gute Mischung zwischen Wandern und Kultur. Der Platz ist relativ gut erhalten und man sieht immer noch die Abflusskanäle für das Tierblut. Nicht zu vergessen ist natürlich der Ausblick! Dann war auch schon wieder ein ganzer Tag vorbei und mit einem letzten Blick auf die Schatzkammer verließen wir Petra.
Auch an diesem Abend nahmen wir den Essensservice wahr und bekamen wieder das Hühnchen mit Reis, das jordanischen Nationalgericht Mansaf (Lamm, Reis, Erdnüsse, Joghurtsauce) und ein paar Beilagen - nicht zu vergessen den Obstteller am Abend mit einem Lächeln und "Welcome to Jordan". Omar war vor allem auch deswegen so überfreundlich in seinem gebrochenen Englisch, weil er bei guten Internetbewertungen mehr Geld vom Manager bekommt und das dann seiner Familie schickt.
Das war's dann schon von unserem kleinen Jordanien-Abenteuer. Ein Taxi brachte uns am nächsten Morgen an die Grenze und wir fuhren zurück nach Eilat. Die Grenzbeamtin verstand mich nicht wirklich und wollte mir kein Visum ausstellen. Man muss dazu auch sagen, dass sie immer wieder in den Sekundenschlaf fiel. Sie hielten mich 15 Minuten auf und ich bekam ein Visum für weniger als einen Monat! In Jordanien war das alles so viel entspannter, man wird mit einem lächelnden Gesicht ein- und ausgestempelt und die Leute freuen sich einfach, dass man als Tourist das Land bereisen will und auch Geld hineinbringt. Immer wenn ich in Israel die Grenze überquere, fühle ich mich wie ein Schwerverbrecher - ich habe von diesem Staat langsam echt die Nase voll!
Den restlichen Tag in Eilat verbrachten wir am mehr oder weniger schönen Strand. Die meisten Strände sind dort kostenpflichtig und der kühle Wind machte nicht wirklich Lust auf Baden. Für den nächsten Tag hatten wir den Bus nach Tel Aviv gebucht (jeweils 70 NIS, Buchung mangels Sitzplätze sehr zu empfehlen!) und dann musste ich mich von Tobias und Mirjam auch schon am Flughafen verabschieden.
Vielen Dank euch beiden für euren Besuch und die schöne gemeinsame Zeit in Israel und Jordanien! Natürlich auch noch ein großes Dankeschön für die vielen schönen Urlaubsfotos :)
Kurzer geschichtlicher Abriss von Petra:
Die Nabatäer sind ein nomadisches Volk aus dem westlichen arabischen Raum. Im 6. Jahrhundert v.Chr. ließen sie sich in dieser Gegend nieder und erbauten die Stadt Petra. Die Stadt war ein wichtiges Handelszentrum und gelangte dadurch zu Reichtum und Ruhm. In ihrer Hochzeit unter König Aretas IV ( 8 v.Chr. - 40 n.Chr.) leben dort um die 30.000 Menschen. Das sehr gebildete Volk hatte nicht nur Schriftgelehrte, sondern auch Ingenieure, die zur Bewahrung der Stadt ausgeklügelte Dämme und Zisternen bauten.
Um 100 n.Chr. wurde die Handelsroute nach Palmyra (Syrien) verlegt und somit waren die Nabatäer auf eine neue Route über den Hafen am Roten Meer angewiesen. Dadurch kamen viele Römer in das mittlerweile geschwächte nabatäische Reich und wollten die Kontrolle übernehmen. Dies sieht man an den vielen römischen Einschlägen in der Architektur.
Schließlich wurde Petra 363 und 551 von Erdbeben getroffen weswegen die Stadt wahrscheinlich letztendlich verlassen wurde und in Vergessenheit geriet. Nur die ansässigen Beduinen wussten um dieses Juwel in Jordanien und behielten es als ihr Geheimnis. Erst 1812 wurde es vom Schweizer Jean Louis Burckhardt wieder entdeckt. Er überredete seinen Beduinen-Führer im Petra zu zeigen und als Beduine verkleidet erkundete Burckhardt als erster Europäer das antike Meisterwerk.
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