In Israel gibt es im Großen und Ganzen drei gute Wanderregionen: Galiläa/ See Genezareth, Judäische Wüste/ Totes Meer und große südliche Wüste (Negev). Mich persönlich zog es sehr in die Wüste, ich finde einfach diese Kombination aus karger Landschaft, bizarren Gesteinsformationen und plötzlich auftauchenden Oasen wahnsinnig schön. Ich gebe euch jetzt einfach mal einen Überblick über die, meiner Meinung nach, schönsten Wüstenwanderungen. Dabei handelt es sich immer um Tagestouren, aber es gibt auch viele mehrtägige Wanderungen. Über alle Trails in der Negev sowie die Campingmöglichkeiten informiert diese Website sehr gut.
ein gedi
Das Naturreservat Ein Gedi liegt am Toten Meer und nur wenige Kilometer hinter der Grenze zur Westbank. Mit dem Bus aus Jerusalem kann man das sehr beliebte Wandergebiet in circa 90 Minuten erreichen. Wenn man auf öffentlichen Transport angewiesen ist, kann man kaum eine große Tour schaffen. Im Reservat gibt es auch viele Ranger, die auf die Touristen aufpassen und keinen auf die längeren Weg nach bestimmten Einlasszeiten und ohne genügend Wasser (es werden pro Stunde ein guter Liter Wasser veranschlagt). Den schwarzen Weg vom Ein Gedi Spring zum Ein Gedi Lookout darf man nicht nach 10.30 Uhr starten und den Weg in den Dry Canyon nicht nach 12 Uhr.
Ich vertrödelte leider etwas zu viel Zeit am kleinen und großen Davidswasserfall, die über gut ausgebaute Wege (z.T. rollstuhlgerecht) erreichbar sind. Ich wurde dann nicht mehr zum schwarzen Trail hineingelassen und lief den grünen und roten Weg durch den ausgetrockneten Canyon. Dabei kommt man auch an einem versteckten Wasserfall mit einem kleinen Pool vorbei, eigentlich. Irgendwie habe ich die Abzweigung verpasst und ihn dann aus einiger Entfernung auf dem Rückweg gesehen.
Um das Gebiet Ein Gedi zu erkunden, kann man entweder von der Ein Gedi Field School starten oder vom unteren Parkplatz. Ich würde aber die Field School empfehlen, da man von dort direkt zu den Wasserfällen (größte Attraktion) gelangt und mehrere Optionen für kürzere Touren hat.
Dieser östliche Teil ist ohne Probleme und mit festen Turnschuhen leicht zu begehen. Auch für Familien sind die Weg sehr geeignet und in der Ferienzeit zu Pessach sind alle schönen Stellen mit Kindern überfüllt.
Zu beachten ist jedoch, dass im Reservat selber nicht gegessen werden darf! Man muss das also vorne draußen erledigen.
Ein akev
Ein Akev war glaube ich das Highlight für mich in der Negev. Der Trail ist eher ein Spazierweg als ein Wanderweg, aber es ist unglaublich schön! Mit öffentlichem Transport steigt man am Midreshet Ben Gurion nahe des Kibbutz Sde Boker aus. Ben Gurion lebte in diesem Kibbutz und deswegen ist immer noch die nahegelegene Zweigstelle der Ben Gurion Univeristät in Beer Sheva danach benannt. Außerdem wurde der Staatsgründer Israels auch dort begraben.
Wenn man kein Auto hat, kann man vom Eingang über den steil abfallenden roten Trail in den Canyon gelangen. Es ist manchmal ein bisschen rutschig und ich habe teilweise meine Wanderstöcke vermisst. Nach gut 20 Minuten ist man aber auch heil unten angekommen. Von dort aus ist es nochmal ein bisschen mehr als ein Kilometer bis zum Eingang des Ein Akev Reservats. Andererseits könnte man auch versuchen dorthin zu trampen. Es sind viele Familien unterwegs und das funktioniert sehr zuverlässig.
Auch hier gilt wieder, dass man im Park nicht essen darf. Ein schöner Weg führt dann vom Parkplatz durch den sich verschmälernden Canyon bis zu einem Wasserpool. Hier wird immer darauf hingewiesen, dass Baden strengstens verboten ist! Über in den Stein geschlagene Stufen gelangt man einen weiter oben gelegenen Weg, dem man bis zu einem leicht schattigen Hang folgt. Von dort aus hat man zwei Möglichkeiten: Man kann den letzten kleinen Anstieg zu einer höher gelegenen Wasserstelle nehmen und gelangt dann zum südlichen Parkplatz. Wichtig ist, dass man dort nur aufsteigen und nicht absteigen kann! Am südlichen Parkplatz gibt es dann einen stündlichen Shuttle Service für 10 Shekel zum Parkplatz am Midreshet Ben Gurion. Ansonsten kann man auch einfach wieder zurückgehen bis zum Parkeingang Ein Akev. Ich entschied mich für die zweite Option und trampte dann zum Midreshet zurück, auf meine Mitfahrgelegenheit wartete ich nur 2 Minuten.
Am Midreshet kann man sich noch das Ben Gurion Grab anschauen und den Ausblick genießen.
Ungefähr im stündlichen Rhythmus fahren von dort Busse nach Beer Sheva (1 Stunde) oder Mitzpe Ramon (45 min.).
makhtesh ramon
Vermutlich das MUSS für einen Besuch in der Negev: Der Ramon Krater (hebr. makhtesh). Man kann sich sowohl das dazugehörige Museum als auch die Wanderweg im und um den Krater ansehen.
Im Museum wird zunächst das Leben des ersten israelischen Raumfahrers Ilan Ramon (1954-2003) beleuchtet. Das Memorial Museum wurde 2013 eröffnet, um dem Nationalhelden zu gedenken. Er arbeitete lange als erfolgreicher Pilot im israelischen Militär und wurde 1997 von der NASA als Astronaut ausgewählt. Allerdings bei der Rückkehr von der Mission Columbia 2003 zerfiel beim Rückeintritt in die Erdatmosphäre das Raumschiff und er verstarb mit seinen 6 anderen Crew-Mitgliedern. Die Videovorführungen sind sehr eindrücklich und berührend. Man merkt schnell, dass Ilan Ramon einen besonderen Platz in der israelischen Gesellschaft einnimmt.
Fun Fact am Rande: Ich kaufte meine Eintrittskarte wie immer auf Hebräisch, aber wusste nicht, dass es sich um eine geleitete Führung handelte. Somit steckten sie mich in die hebräische Gruppe... Ich verstand aber erstaunlich viel.
Nun zum Krater: Der Makhtesh Ramon ist der weltweit größte Krater, der ausschließlich durch Erosion entstanden ist. Andere Krater entstehen beispielsweise durch vulkanische Aktivität oder Meteoriteneinschläge, nicht so der Ramon Krater. Er entstand vor ungefähr 220 Millionen Jahren und erstreckt über eine Länge von 40 km und eine Breite zwischen 2 und 10 km. Über Millionen von Jahren wurden die weicheren Gesteinsschichten abgetragen, sodass sich dieser Krater bildete. In diesem vermeint lebensfeindlichen Gebiet in der Wüste bietet der Krater einen idealen Lebensraum für ungefähr 40 Arten an Wüstentieren (Nagetiere, ungiftige Schlangen, Skorpione, Stachelschweine, Schildkröten, Eidechsen).
Den Krater kann man entweder per Führung oder zu Fuß bzw. mit dem Fahrrad auf eigenen Faust erkunden. Auch hier lohnt sich wieder ein Auto. Wenn man allerdings öffentlich unterwegs ist, gibt es zwei sehr schöne kürzere Touren. Man kann entweder den 3-4 stündigen blauen Loop gehen oder vom Besucherzentrum über einen Abstieg in den Krater Richtung Osten zum Highway laufen und von dort trampen. Letzterer Trail ist ziemlich überlaufen und bei Familien beliebt. Ich entschied mich für den blauen Loop, bei welchem man zunächst am Kraterrand bis zur Field School läuft und dann steil absteigt. Ich würde festes Schuhwerk oder wahlweise große Achtsamkeit empfehlen. Mit meinen festen Turnschuhen bin ich manchmal schon ziemlich gerutscht und auch Wanderstöcke wären hilfreich. Nach dem Abstieg steht man im Krater und folgt dem gut markierten Trail über ein flaches Stück bis der Weg wieder stark nach oben zum Kraterrand ansteigt.
In Mitzpe Ramon ist man um diese Jahreszeit eigentlich nie alleine unterwegs und vor allem nicht an Pessach! Die Israelis sind sehr wanderfreudig und ich hatte den Eindruck mehr Einheimische als Ausländer anzutreffen.
timna
Der Timna liegt nahe bei Eilat (30 min) und circa 3 Stunden von Beer Sheva entfernt. Der Parkeingang liegt circa 30 min zu Fuß von der Bushaltestelle am Highway entfernt, aber wieder der Tipp: Trampen funktioniert sehr gut!
Die Mitarbeiter schauten mich wie einen Alien an, weil ich den Weg zum Mount Timna gehen wollte und über kein Auto verfügte. Sie schlugen vor, dass ich mir ein Fahrrad für 60 NIS (4 Std.) mieten könnte oder mich ein Mitarbeiter im Privaturlaub für 100 NIS im Park herumfährt. Der Park hat ein paar archäologische Funde aus dem alten Ägypten zu bieten. Vor allem die Kupfer-Gewinnung war damals von großer Bedeutung für die antike Hochkultur, aber immer noch heute gibt es Kupferminen bei Timna.
Da ich bald sowieso in Ägypten bin, interessiert mich das Historische weniger - ich wollte wandern! Sie meinten, der Weg würde gut 4 Stunden dauern und sei anspruchsvoll. Mein deutscher Wanderführer beschrieb die Tour eher mit 2,5 Stunden... Ich machte mir ein bisschen Sorgen zu lange zu brauchen und ging deswegen recht zügig los. Vom Parkeingang geht man zunächst einen steinigen Weg entlang, der in einen Canyon führt. Dort staute sich die Hitze und es war wirklich heiß. In meinen Augen ist das schöne an diesem Trail, dass er nicht in die Natur geschlagen ist, sondern man immer noch über Steine steigen und klettern muss. Manche Kletterpassagen kosteten zwar ein bisschen Zeit, aber es hat richtig Spaß gemacht! Der letzte Anstieg bis zum Gipfel war nicht ganz ohne und ging ziemlich steil nach oben. Zudem war auch noch der Untergrund rutschig und über die in den Stein geschlagenen Steigbügel freute ich mich sehr.
Erleichtert sah ich auf der Uhr, dass ich bis jetzt bloß 1:20 h gebraucht habe. Auf dem Weg traf ich ein israelisches Paar, die den Trail von der anderen Seite gegangen waren. Sie meinten ich würde gut 2 Stunden bis zum Gipfel brauchen.
Der Ausblick von oben ist wirklich fantastisch, doch ich muss ja auch wieder runter. Den Abstieg fand ich ziemlich happig, zugegebenermaßen waren meine Schuhe wahrscheinlich auch nicht optimal dafür. Im Wesentlichen muss man über eine lange und rutschige Felsrinne in den Canyon auf der anderen Seite absteigen. Ich ließ mir Zeit und krabbelte mehr als dass ich ging - aber unten kam ich heil an! Der Canyon führte nach einer halben Stunde auf einen Weg im freien Feld und ich sah die Timna Oase in Reichweite. Nach insgesamt 2,5 Stunden kam ich dort am Ferienresort an und ruhte mich im Schatten aus. Die Anlage verfügt über einen See, Paddelboote, Campingplätze, Restaurant etc. Beim Eintritt erhielt ich auch noch einen Gutschein für "Sandbottle Filling with Colorful Sand". Diese Glasflaschen findet man in allen Touristshops, aber das Selberbefüllen hat ziemlich Spaß gemacht. Somit hatte ich noch ein schönes Souvenir.
Theoretisch könnte man in knapp 2 Stunden über die Autostraße zum Parkeingang zurücklaufen, aber bei der Sonne verging mir der Spaß. Nach 3 Minuten gabelten mich zwei junge israelische Musiker auf und fuhren mich sogar direkt bis zur Busstation.
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