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Nil, Gewürze, Nubier und Krokodile

Nach einer 14-stündigen Fahrt im Nachtzug kam ich ziemlich fertig in Aswan an. Das Zugticket sollte man schon ein paar Tage vor Abfahrt in Kairo kaufen und man muss aufpassen, den richtigen Zug zu buchen. Touristen wird gerne der Wantania Sleeper Train für 100$ angeboten. Der normale Nachtzug kostet bloß 240 EGP (12€) und dafür bekommt man sogar die erste Klasse, etwas anderes wird an Ausländer auch nicht verkauft. Die Wagons sind gut klimatisiert, man kann sogar Essen bestellen und immer wieder kommt jemand mit Tee vorbei. Leider wird nachts das Licht nicht ausgeschaltet, sodass der Schlaf sehr kurz kam.

Ich wartete etwas verloren vor dem Bahnhof, da mich ein Angestellter der Reisevermittlung abholen wollte. Ich hatte für die folgenden vier Tage ein kleine Nilkreuzfahrt  gebucht, wobei auch Ausflüge in Aswan und Luxor angeboten werden. Da die größeren Sehenswürdigkeiten in Aswan weiter außerhalb liegen und nur per Taxi erreicht werden können, fand ich es sehr hilfreich, alles über einen vertrauenswürdigen Vermittler zu organisieren. Das ständige Verhandeln mit Taxifahrern ist anstrengend und als Alleinreisende hätten sie wahrscheinlich den 5-fachen Preis verlangt.

Sehr spontan und ziemlich übermüdet startete die Tour zum Hohen Damm und Philae Tempel schon um halb 7. Ich hatte zwar geplant zuerst ins Hostel zu fahren, aber man muss auf Reisen ja flexibel sein. Der Hohe Damm wurde in den 1960ern gebaut, um das Nil-Hochwasser und Überflutungen zu beenden. Doch südlich des Damms sorgte das Bauprojekt für die Überschwemmung einiger Siedlungen und historischer Funde, Tempel usw. Manche konnten in einer großen Schutzaktion gerettet werden.

Es ging dann weiter zum Philae Tempel, welcher durch den Dammbau bedroht war. Durch eine aufwändige "Umsiedlung" wurde der Tempel auf eine neue Insel umgelagert und Stein für Stein wieder aufgebaut. Die Insel ist vom Festland aus per Boot zu erreichen, aber man sollte keinesfalls alleine fahren! Dann zahlt man um die 150 EGP, aber in einer Gruppe bloß 20 EGP (1€) hin und zurück. Glücklicherweise kam kurz nach mir eine deutsche TUI Reisegruppe mit sehr nettem Guide an. Ich durfte mitfahren, auch wenn so manche Bootsfahrer sauer waren, an mir kein großes Geld verdienen zu können. Die Fahrt dauert circa 10 Minuten und schon aus einiger Entfernung sieht man die Tempel-Insel. 

Für mich war es der erste ägyptische Tempel und ich war hin und weg von den vielen eingemeißelten Szenen, Inschriften und Bildern. Am Eingangstor kann man ein koptisches entdecken, da frühe Christen die Tempel als Kirchen genutzt hatten. Nach einer guten Stunde ging es mit dem Boot zurück ans Festland und der Taxifahrer brachte mich ins Hostel. Natürlich wollte er wie alle eine "bagsheesh" (Trinkgeld) haben. Da mein Reisevermittler mir gesagt hatte, dass es schon im gezahlten Preis beinhaltet wäre, sagte ich lediglich, ich hätte kein Kleingeld.

Im David Hostel wurde ich sehr herzlich empfangen und bekam um 10 Uhr sogar noch Ful, Pita, Feta, Marmelade etc zum Frühstück! Es liegt zwar etwas südlich vom Zentrum, aber man kann mit etwas Ausdauer zu Fuß das Stadtzentrum erreichen. Bevor man irgendwelche größeren Touren in und um Aswan bucht, sollte man auf jeden Fall David kontaktieren. Er gibt einem gute Tipps und kennt sich mit dem öffentlichen Transport aus. Theoretisch könnte man sogar selbstständig nach Abu Simbel fahren, aber ein anderer Reisender erzählte von seinen Problemen beim Betreten dieser Militärzone.

Wahrscheinlich hätte ich einen Minibus bis zum Museum nehmen können, aber irgendwie hielt keiner an. Etwas deprimiert stapfte ich dann durch die brennende Mittagssonne bis zum Museum. Das ist wirklich sehr gut gemacht und gibt gute Einblicke in die Kultur des schwarzafrikanischen Volks. Es war eine weitere Hochkultur neben den Ägyptern, doch bei Weitem nicht so bekannt. Ethnisch gesehen sind sie weder reine Ägypter noch reine Sudanesen, sondern eine Mischung aus beidem.

Ich lief zur Uferpromenade weiter und suchte die Haltestelle der Wassertaxis für Elephantine Island. Wer Maps.Me benutzt findet diese leicht, ansonsten sind sie an gelben Überdachungen mit Sitzbänken darunter zu erkennen. Eine einfache Fahrt kostet 5 EGP  und man wird an der nördlicheren Haltestelle der Insel abgesetzt. Es handelt sich dabei um ein traditionell nubisches Dorf mit bunt bemalten Häusern, welche allerdings etwas zerfallen sind. Es gibt kleinere Attraktionen wie das Nubia House, wo handgearbeitete Körbe, Accessoires o.Ä. ausgestellt werden. In den zwei engen und dunklen Räumen gibt es auch ein kleines Terrarium für ein Mini-Krokodil. Das wird natürlich nur den Touristen vorgeführt und ist keineswegs artgerecht gehalten. Meiner Meinung kann man einen kleine Abstecher zur Insel machen, aber man muss die Erwartungen runterschrauben. Von der südlichen Haltestelle fuhr ich mit dem Boot wieder auf die andere Seite und lief abschließend zum unfertigen Obelisken Aswans. Ein Hostel-Mitbewohner sagte mir schon, dass es sehr unspektakulär sein soll und es genügt, sich das Gelände von außen anzusehen - er behielt Recht.

 

Abends nahm mich David im Auto zusammen mit seiner Familie mit ins Stadtzentrum, da ich mir den Suk anschauen wollte. Der ist wirklich schön und noch sehr traditionell. Man findet dort die beste Qualität an Gewürzen in ganz Ägypten, da das Klima einerseits sehr trocken und heiß ist, aber andererseits durch den Nil auch ausreichend Wasser bereitgestellt wird. Der Suk endete an der Bahnstation, wo sich westlich davon ein Sammelplatz für weiße Vans befindet. Ich zeigte einem Fahrer die Adresse meiner Unterkunft und er nannte mir den richtigen Van. Erstaunlich unkompliziert erreichte ich wieder das Hostel und konnte endlich schlafen...

Am nächsten Morgen machte ich die Tour nach Abu Simbel mit und checkte danach auf dem Kreuzfahrtschiff Semiramsis 2 ein, genoss das Mittagessen und ruhte mich zunächst aus. Am Nachmittag machte ich mit anderen Gästen noch eine Felucca-Fahrt auf dem Nil de, um den Sonnenuntergang zu sehen. Für die 2 Stunden Fahrt bezahlte ich bloß 4€, das war preislich noch total okay. Wir mussten den Fahrer zwar immer wieder daran erinnern, dass wir 2 Stunden ausgemacht hatten und nicht nur eine. Er wollte natürlich früher aufhören und auch nicht die kleine Insel auf dem Nil umrunden... Als Tourist lernt man etwas nervig zu werden. Auch sobald Leute herausfinden, dass ich aus Deutschland komme, meinen sie, ich hätte alles Geld der Welt. Deutsche gelten im Nahen Osten generell als wohlhabend und komischerweise bat er auch nur mich um Trinkgeld. Da das aber schon bei den 4€ dabei war, meinte ich beim Aussteigen "Don't understand" mit starkem Akzent und haute schnell ab...

Eine Sache kann man aber nicht abstreiten: Der Sonnenuntergang am Nil ist wirklich traumhaft!

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