Der schwierigste Schritt ist geschafft: Ich habe mich endlich für Israel entschieden!
Danach kam aber sehr viel formaler Kram... Der Freiwilligendienst im Krankenhaus in Israel wird vom Landesverband Mecklenburg-Vorpommern organisiert, zum Glück haben die eine sehr aufschlussreiche Internetseite. Trotzdem blieben manche Fragen offen und im Internet konnte ich nichts dazu finden - bevor ich mich endgültig bewarb, wollte ich noch wissen, wie es denn so im Krankenhaus und in Israel aussieht (Urlaubstage? Feiertage? Stationen im Krankenhaus? Unterkunft? etc....). Letztlich habe ich also zum Telefon gegriffen und einfach mal angerufen, die Mitarbeiter waren wirklich nett und konnten mir alle Fragen beantworten - das Internet kann nun mal doch nicht so viel wie das gute alte Telefon.
Nachdem also letzte Unklarheiten bereinigt waren, machte ich mich daran, alle Unterlagen für die Bewerbung fertigzustellen. Das Übliche wie Lebenslauf und Motivationsschreiben waren kein Problem, aber man braucht auch noch Referenschreiben von zwei Lehrernis . Bis ich dann endlich alles hatte (hier noch vielen Dank an meine Lehrer :) !) war es auch schon fast November, zum Glück gibt es keinen offiziellen Bewerbungsschluss - aber je früher, desto mehr freie Stellen, desto besser. Bald kam dann per Post auch schon die Einladung zum Bewerbungsgespräch, Problem dabei: Klausurenphase mit zwei Prüfungen pro Woche UND ich muss dafür nach Schwerin.
Wie es der glückliche Zufall wollte, hatte ich am 06. Dezember - dem Bewerbungstag - zur Abwechslung mal keine Klausur. Trotzdem musste ich schon am Vortag anreisen und nahm in Kaufbeuren dann den IC nach Hamburg um 11 Uhr. Ja, man will es kaum glauben, aber es hält tatsächlich ein IC im beschaulichen Kaufbeuren und fährt bis nach Hamburg durch, dort dann nur noch in den Regionalzug nach Schwerin weiter. Noch viel erstaunlicher war es, dass ich KEINE Verspätung hatte mit der DB, und schließlich kam ich um 21 Uhr in Schwerin an. Für die eine Nacht hab ich mir ein günstiges Hotelzimmer 5 Minuten von der DRK-Stelle entfernt ausgesucht und fiel dann ins Bett.
Am nächsten Tag fing der Bewerbertag dann um 10 Uhr an, ich kam auch etwas knapp, weil ich einfach das Haus nicht gefunden habe.... gefühlt hab es 10 Häuser auf dem Gelände und ich wusste einfach nicht wohin.
Nun gut, ich war auch nicht die einzige Bewerberin - ich lernte Jana kenne, die sich auf für Israel bewarb (und jetzt Mitreisende ist) und noch zwei Jungs, einer für Peru und einer für Vietnam. Zuerst wurden wir vom Geschäftsführer über die allgemeinen Grundsätze des DRK informiert und wir besprachen auch Anforderungen an die Volontäre sowie die Leistungen des DRK für uns. Als Vorbereitung für den Tag sollte auch jeder noch ein circa 5-Minuten-Referat zu einem bestimmten Thema mit Plakat vorbereiten, zum Glück hatte ich das "Mein Einsatzland". Also konnte ich einfach darüber reden, warum ich Israel so toll finde und warum jeder unbedingt einmal dort hingehen sollte - das ist sowieso mein Lieblingsthema ;) Die anderen hatten eher praktische Themen wie "Aufbau eines Spenderkreises" oder "Eigenschaften eines Volontärs" etc. Dann wurde es auch schon ernst: Einzelgespräch. Im Voraus bekamen wir schon eine Liste mit klassischen Fragen für ein Bewerbungsgespräch, auf welche wir uns vorbereiten sollten: Was sind deine Stärken und Schwächen? Wie gehst du mit Konflikten um? Warum willst du ein Ausland-FSJ machen? Und sowas eben...
Ich war schon ziemlich aufgeregt, weil ich nicht wusste, nach welchen Kriterien und wie hart sie aussortieren würden. Ein Blick aufs Handy brachte mich zum Glück wieder etwas runter, kaum zu glauben, was "Viel Glück"-Nachrichten von Freunden bewirken können :)
Schon die erste Frage hat mich völlig aus dem Konzept gebracht: "Warum sprechen Sie eigentlich so gut Deutsch, obwohl sie aus Bayern kommen? Sprechen Sie keinen Dialekt?" Ich hätte es mir gleich denken müssen... Bayern sind von Norddeutschen gleich stereotypisiert mit einem unverständlichen (primitiven?) Dialekt, Dirndl, Lederhosen und Bier - nota bene: Ich bin nicht (Ober-)Bayer, ich bin Allgäuer!
Nachdem das auf diplomatische Weise geklärt war, ginge es mit Fragen weiter wie "Was machst du bei Konflikten und Schwierigkeiten?", "Hast du Probleme im Zusammenleben in einer WG?", "Wo hört deine Toleranz auf?". Da halfen mir zum Glück meine Austausch- und Hostelerfahrungen sehr viel: Nicht sofort aufregen über andere Leute, Unterschiede akzeptieren und bestenfalls einfach übersehen. Im Großen und Ganzen lief das Gespräch gut und nach ca. einer Viertelstunde war es auch schon wieder vorbei. Ganz vorsichtig fragte ich dann, wie bald ich mit einer Zusage oder Absage rechnen könnte... "Nun ja, ich kann mir Sie schon gut als Volontäre vorstellen. Also gebe ich Ihnen jetzt mal eine mündliche Zusage."
Am liebsten hätte ich Freudensprünge gemacht, ich konnte es mir aber gerade so verkneifen. Ich hab's geschafft!!!
Um 13 Uhr war dann auch schon alles vorbei und mein Zug ging um 20 Uhr in Hamburg wieder Richtung Heimat. Bis dahin bin ich durch Schwerin gebummelt (der Weihnachtsmarkt ist wirklich schön und das Städtchen ist einfach putzig), war Tee trinken (natürlich war ich am ungünstigsten Zeitpunkt krank geworden) und lernte für die Französisch-Klausur am 08. Dezember (2 Tage später). Ich musste unbedingt am nächsten Tag zur ersten Stunde wieder in der Schule sein, weil es die letzte Stunde für der Klausur war und ich schon zwei Stunden wegen der Bewerbung gefehlt hatte... Nach einer fast schlaflosen Nacht mit zugiger Klimaanlage im Abteil war ich um halb sieben in der Früh in Augsburg, mit dem Auto dann nach Kaufbeuren und ich kam pünktlich zur ersten Stunde. Meine Lehrerin fragte vorsichtig: "Und, hat's geklappt?"
Ich konnte nur mit Mühe die Augen offen halten, doch ein freudiges "Ja!" und ein breites Lächeln brachte ich trotzdem über die Lippen.