Papierkrieg und die liebe zur Bürokratie

Abwarten und Tee trinken... Bis die schriftliche Zusage kommt.

Schon eine Woche nach dem Bewerbungsgespräch kam eine Mail: Wir haben eine Stelle für Sie in Kfar Saba im Krankenhaus. Ich wurde davon ziemlich überrumpelt und sagte dann sofort zu! Das Krankenhaus befand sich im Großraum Tel Aviv und es schien gut ausgestattet zu sein.

Kurz vor Jahresende (ich befand mich derzeit im Urlaub in Prag) trudelte dann ein dicker Brief mit 30 Seiten ein... Zuerst mal ganz viel über das Projekt und die Leistungen der israelischen Partnerorganisation, dann noch ein paar Seiten zum Thema "Wie baue ich einen Spenderkreis auf?", mein Visumsantrag und eine LANGE To-Do-Liste mit Erklärungen.

Die erste Deadline für die wichtigsten Unterlagen war im April, aber manche Sachen dauern relativ lange. Hier mal ein kleiner Überblick:

  • Impfungen und Tuberculin-Test für das Krankenhaus (die Impfungen musste ich größtenteils selber zahlen)
  • polizeiliches Führungszeugnis mit Apostille UND beglaubigter Übersetzung ins Englische, kaum zu glaube wie teuer es ist zwei Zettel übersetzen zu lassen
  • Reisepass - eigentlich hatte ich schon einen, aber wenn ich in andere arabische Länder reisen will, könnte es zu Problemen kommen. Deswegen habe ich einen Zweitpass beantragt, um auf Nummer sicher zu gehen.
  • Erste Hilfe Kurs - meiner war vom Führerschein leider zu alt, deswegen nochmal einen neuen (schadet ja nichts und der wird sogar vom DRK zurückerstattet)
  • Health Declaration - ja, ich bin gesund und mein Arzt weiß das auch
  • Motivationsschreiben/ Bewerbungsschreiben - einmal alles auf Englisch bitte
  • Formular für die Partnerorganisation IVA (Israel Volunteer Association) - mein Libre Office Programm hatte mit der Online-Vorlage ein paar Probleme, weil das Ausgangsdokument nach hebräischer Vorlage (zwar auf Englisch) von rechts nach links schreiben wollte
  • Lebenslauf/ CV
  • Visumsantrag - ich habe sowas noch nie ausgefüllt und fand es auch etwas komisch, dass ich meine Religionszugehörigkeit und familiären Hintergründe sehr genau angeben musste
  • Eintragung in ELEFAND-Liste - Deutsche, die im Ausland leben, können sich beim Auswärtigen Amt in die Liste eintragen und Notfallkontakte, Adresse im Ausland, etc hinterlegen. Zusätzlich wird man über einen Mailverteiler über aktuelle Reisewarnungen und Gefahrenzonen im jeweiligen Land informiert
  • etc...

Wie ich doch die deutsche Bürokratie liebe! Letztlich habe ich alles irgendwie geschafft und zum Glück den Überblick nicht verloren, wenn in meinem Zimmer mal wieder überall die Zettel verstreut herumlagen. 

Die zweite Deadline endet dann Mitte Juli, bis dorthin muss ich noch ein E-Learning-Modul gemacht haben. Dann hab ich es auch geschafft und der Papierkrieg hat ein Ende. Natürlich muss so ein FSJ gut organisiert sein und alles braucht da seine Ordnung, dass es bei der Einreise oder im Krankenhaus keine Probleme gibt. 

Der schönste Punkt auf der To-Do-Liste war aber "Flug buchen und Ausreisetermin mitteilen" - dann hat man ein festes Datum, auf welches man hinfiebern kann.

27. August - Goodbye Germany

 

PS.: Im März erreichte mich eine Mail vom DRK, ich war unterwegs und konnte nur schnell die ersten paar Zeilen im Anzeigefeld lesen: "Dieses Jahr nimmt das Kfar Saba Medical Center leider keine Volontäre auf."

Ich sah schon vor meinem inneren Auge alle Pläne und Wünsche zusammenbrechen und war in dem Moment ziemlich aufgebracht natürlich. Endlich zuhause angekommen las ich die Mail dann vollständig - der zweite Satz machte nämlich den großen Unterschied: "Wir haben aber eine Stelle im Assaf Harofeh Medical Center in Rishon Lezion für Sie."

Puuh... da fiel mir schon ein riesiger Stein vom Herzen. Die neue Stelle ist sogar ein Upgrade gewesen, die Stadt liegt näher an Tel Aviv, hat einen eigenen Strand, ist die viertgrößte Stadt Israels mit dem viertgrößten Krankenhaus.

Bevor ich mich aufrege, sollte ich in Zukunft also zuerst immer die ganze Nachricht in Ruhe lesen :)