Hilft ein Freiwilligendienst?

Die Frage geht mir einfach nicht aus dem Kopf... Alle von uns wollen helfen und nützlich sein, sonst würden wir ja auch kein FSJ machen. Doch sind wir vielleicht auch eine Last in der Einarbeitung?

Ich denke es kommt auf die Definition von "helfen" an: Natürlich werden wir nichts verändern und keinem das Leben retten, aber wir unterstützen Personal in Kliniken, Behinderteneinrichtungen und Kindergärten. Wir machen also die Arbeit, die das Personal dort eher von ihren wichtigeren Aufgaben abhält. Dadurch können sich dann diese besser um ihre eigentlichen Schützlinge kümmern, indirekt helfen wir also schon.

Aber helfen wir auch, wenn wir im Krankenhaus nur Staub von Computern putzen? Ich denke schon, das müssten sonst die anderen Pfleger machen, so werden sie durch uns Volunteers entlastet und haben mehr Zeit sich den Pflegepartner zuzuwenden. Oft kommt nämlich die persönliche Komponente bei der Pflege im stressigen Alltag zu kurz und man beschäftigt sich zu wenig mit den Menschen selber, vielleicht könne wir das wirklich verbessern?

Natürlich darf man auch den kulturellen Austausch nicht vergessen: Wir bringen unsere deutsche Einstellung nach Israel und wir werden uns dort auch verändern. Wenn wir die israelische Lebensweise mit unserer deutschen mischen und dann wieder zurückkommen nach Deutschland, dann geben wir davon auch etwas an unser Umfeld ab. Dadurch kann Abneigung und Unverständnis abgebaut werden und die beiden Länder rutschen näher zusammen - das wollen wir doch in einer globalisierten Welt? Internationale Kooperation wird heutzutage immer wichtiger und die Grundlage dafür sind gemeinsame Werte und gegenseitige Akzeptanz und Toleranz. In der Regel sind besonders wir jungen Leute dafür ausgeschlossen und können unsere Erfahrungen nachhaltig an spätere Generationen weitergeben.

 

Machen wir das FSJ aber nicht vor allem auch aus Eigennutz? Wir wollen alle etwas anderes sehen, ein neues Land bereisen und uns selbst weiterentwickeln. Bei all diesen Überlegungen steht immer das Ego im Vordergrund und wir denken nicht: "Ich will den friends (Name für die Autisten) in Israel helfen." Wir denken an uns selber und wie wir uns in diesem Jahr verändern und weiterentwickeln werden. Manche wollen auch ihr Krankenhaus-FSJ schon als Pflegepraktikum für das Medizinstudium machen und Erfahrung sammeln. Auch ist es anfangs ein enormer Aufwand uns einzuarbeiten und wir werde noch nicht viel alleine machen können - sind wir also anfangs eine Belastung? Können wir überhaupt etwas wirklich alleine machen oder sind wir überflüssig?

 

Für mich persönlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass wir Volunteers begrenzt helfen können und werden. Sonst wäre es ja ein logischer Widerspruch: Wenn wir nicht helfen könnten und keinen Mehrwert erzeugten, warum würde man uns sonst dorthin schicken und warum würde uns das Bundesministerium dann finanziereeit, sondern wir machen das FSJ aus Motivation und Freude (natürlich sind die anderen Angestellten auch motiviert!). Auch haben wir weniger Druck und können uns vielleicht dadurch mehr den Menschen zuwenden und uns Zeit für sie nehmen.

Ich bin schon gespannt, was ich in einem Jahr dazu sagen werde... Aber ich bin fest überzeugt: WIR WERDEN HELFEN!