Pflegegrundsätze

  1. Bevor man überhaupt irgendetwas macht, muss man mehr über seinen Pflegepartner wissen (es funktioniert auch nur, wenn man kooperiert): Was hat die Person? Was kann die Person? Was darf die Person? Wer ist die Person?
  2. Ich darf nicht zu viel tragen, offiziell dürfen erwachsene Männer 20-25kg und Frauen 10-15kg häufiger zugemutet werden. Dass das nicht Klinikalltag ist, ist leider wohlbekannt - eigentlich weiß man es aber seit 30 Jahren schon bessser...
  3. Die übliche Praxis in der Klinik und auch in der Ausbildung ist oft veraltet, seit den 1980er-Jahren gibt es Kinaesthetics und es wird meistens nicht gelehrt. Das ist sowohl für Pflegepartner als auch für Pfleger schonender und wir Volontäre wissen es jetzt zum Glück besser!
  4. Beim Umlagern/Drehen/etc werden nur die 7 festen Massen angefasst: Kopf, Brust(korb), beide Arme, Becken und beide Beine - die Räume zwischen den Massen sind also die No-Go-Areas bei der Pflege
  5. Der Pflegepartner macht möglichst viel selber! Notfalls Bewegungen selber vormachen und dann nachmachen lassen. Auch vor der Unterstützung bei Bewegungen soll der Partner zuerst die Muskeln selber anspannen und erst dann helfen wir - dadurch werden die Rezeptoren aktiviert.
  6. Nur an der funktionalen Rückseite anfassen, also an den Streckern - das ist nicht ganz intuitiv am Anfang, deswegen hier ein Bild dazu: Die blaue Körperseite ist die funktionale Rückseite mit den Streckern, die rote ist die funktionale Vorderseite mit den Beugern. Wenn ich das Bein meines Pflegepartner aufstellen will, dann greife ich also nicht in die Kniekehle, sondern fasse Ferse, Unterschenkelvorderseite oder Oberschenkelvorderseite an!

Unser Referent war wahnsinnig fachkundig und sehr enthusiastisch, auf mich ist jedenfalls der Funke übergesprungen.

In Gruppen konnten wir die verschiedenen Methoden zum Umdrehen, Aufstehen, etc auch selber ausprobieren - da merkt man erst mal wie viel man sich merken muss! Auch ist jeder Pflegepartner anders, mit einem künstlichen Hüftgelenk funktionieren zum Beispiel manche Tricks nicht mehr und man muss kreativ werden.

In Israel werden die erfahrenen Pfleger bestimmt auch noch alte Methoden verwenden, die den Rücken mehr belasten - wenigstens weiß ich jetzt, wie ich mich selber schützen kann und worauf ich bei meinen künftigen Pflegepartnern achten muss. Ich freue mich schon total!!! (Wahrscheinlich auch nur bis ich die erste Bettpfanne leeren muss...)