Warum Israel?

Als Abiturientin wird man ja grundsätzlich immer gefragt: "Und was machst du so nächstes Jahr?". Meine Antwort bestand immer aus zwei Teilen: Beim ersten Teilsatz "Ich mach einen Freiwilligendienst im Ausland" traf ich stets auf sehr interessierte und wertschätzende Gesichter, der zweite Teilsatz "Ich bin im Krankenhaus bei Tel Aviv, in Israel" sorgte allerdings für großes Stutzen... Daran schloss sich dann obligatorisch die Standardfrage an: "Warum Israel?"

Um es künftigen Gesprächspartnern etwas leichter zu machen, kommt hier nun die Geschichte dahinter:

 

Das ganze setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Meine Liebe zum Ausland und mein Interesse für Medizin.

Bei einem (medizinischen) Seminar habe ich einmal Flyer von der Freiwilligendienst-Organisation "weltwärts" ausliegen sehen und fand die Idee ganz cool, nicht gleich mit dem Studium anzufangen. Zusätzlich habe ich sehr positive Erfahrungsberichte von einem Freund meines älteren Bruders über den Auslandsfreiwilligendienst mit "kulturweit" gehört. Langsam habe ich mich also schon von der Idee mit dem Studieren direkt nach dem Abitur verabschiedet, irgendwann ist es dann ja auch mal genug mit der Lernerei ;)

In der Schule bin ich dann aber an einem Flyer des Bayerischen Roten Kreuz stehen geblieben , welches ein FSJ mit sozialen und/oder medizinischen Inhalten anbietet. Da ich mir ein Medizinstudium gut vorstellen könnte, wäre es gar nicht schlecht sich den Krankenhausbetrieb anzusehen.

Wer die Wahl hat, hat die Qual: Ausland oder Krankenhaus mit dem DRK? Ich bin nicht sonderlich entscheidungsfreudig, also warum nicht beides?

 

Im Internet habe ich zum Glück sehr schnell Stellenangebote für ein FSJ im Krankenhaus im Ausland gefunden. Bald habe ich mich dann auf die Angebote des Roten Kreuzes beschränkt, da ich über einen großen Träger abgesichert sein will. Kleinen Projekten, die eher nach Pionierarbeit klangen, habe ich da eher wenig Vertrauen geschenkt. Auch nicht jeder Landesverband des DRK bietet ein Ausland-FSJ an, deswegen habe ich auf der zentralen Seite des DRK nachgeschaut. Dort habe ich nach verschiedenen Kriterien und etwas Recherche aussortiert, eine Vorliebe für ein bestimmtes Land hatte ich aber nicht wirklich - es kann ja überall auf der Welt schön sein. Am wichtigsten waren für mich die medizinischen Möglichkeiten (im Krankenhaus will ich ja auch was lernen) und der Entwicklungsstand im Land. Hinter dem letzten Punkt steckt vor allem, dass ich es ein Jahr ohne ein Tanzstudio nicht aushalten würde, also wurden die Länder nach gegebener Tanzinfrastruktur bewertet. Somit fiel dann auch Ghana raus... Übrig blieben dann Bolivien, Mexiko und Israel.
Verzweifelt habe ich nach Blogs und Berichten von Volontären gesucht und bin natürlich gerade bei Israel gar nicht fündig geworden. Bolivien wurde dann bald aussortiert, weil die Krankenhäuser eher schlecht ausgestattet sind und manche Volontäre ein Jahr lang nur Händchen gehalten haben.

Nun gut, Mexiko oder Israel? Das schreit doch gerade nach einer Pro-Contra-Liste (oder von meinem Bruder verbessert und Entscheidungsmatrix getauft). Kriterien dabei waren Interesse an der Kultur, Exotik der neuen Sprache, benötigte Impfungen, Sicherheit, Arbeitsumstände, Essenskultur, Klima, Reisemöglichkeiten,...

Nur um ein paar wenige Gedankengänge dabei festzuhalten:

  • Mexiko hat alte Maya- und Aztekenschätze zu bieten, Israel zahlreiche religiöse Stätten
  • Spanisch wäre meine dritte romanische Sprache und damit eher langweilig, abgesehen davon wollte ich schon immer mal ein neues Schriftsystem lernen wie bei Hebräisch (außerdem kann das sonst fast keiner)
  • Die medizinischen Standards in Mexiko und Israel im Krankenhaus unterscheiden sich nicht sonderlich stark
  • Mexiko ist riesig und Busreisen dauern lange, ein schneller Trip über's Wochenende in die nächste Stadt ist also nicht so entspannt zu organisieren wie in Israel
  • Dann wäre da noch das Thema Sicherheit... Ist die Frage, wovor man Angst hat: In Mexiko gibt es viele Straßenkriminelle, Überfälle und Schießereien stehen in vielen Städten an der Tagesordnung und nachts ist man als Frau eher ungern alleine unterwegs. In Israel haben sich die zwei Intifadas ins Gedächtnis eingebrannt, es kann jederzeit zu Übergriffen und Anschlägen kommen und niemand hat einen Plan, wie es weiterhin politisch laufen könnte. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass es mich erwischen wird, wenn es mich erwischen soll - und zwar völlig egal wo ich bin. München? Mexiko-Stadt? Tel Aviv? Das kann man nicht sagen...

Es herrschte praktisch Gleichstand zwischen den Ländern, nun muss das Bauchgefühl entscheiden. Ich weiß immer noch nicht, was den Ausschlag gegeben hat, aber eines Tages (im Kanadaurlaub) wusste ich "Du willst ein Jahr in Israel leben!".

Vielleicht war es die arabisch-orientalische Kultur (ich habe schon immer die Märchen aus 1001er Nacht geliebt) oder doch die lebendigen Reiseerzählungen meiner Mama von ihrer Israelreise in den 1980er-Jahren?

Langer Rede kurzer Sinn: Israel, here I come!